Farbige und fantastische Performance

Theater in der Böblinger Wandelhalle – Die Tre fiori magici erfinden ihren eigenen Zeittakt Wiederholter Szenenapplaus für ein leises und sehr langsames Spektakel am Oberen See: Im Rahmen der Böblinger Sommerfarben gastierten am Samstag die Künstlerinnen der Tre fiori magici aus Hannover in der Wandelhalle. Samstag, kurz von 14 Uhr. Die Sonne brennt, und das Himmelblau spiegelt sich im Oberen See (…) und dann, ganz ohne Ankündigung und ganz ohne Entourage, nähern sich drei auffallend große, farbige Gestalten – sehr langsam, halb tanzend, halb schwebend. Dazu sind erste Musikfetzen zu hšren. Zunächst schreiten die Grazien mit dem ins Gesicht geschminkten Lächeln zu einem minimalistischen Motiv für Flöte und Klavier den Weg vom Café zur Wandelhalle entlang. (…) unmerklich scharten sich die Zuschauer auf den Schachbrettfliesen. Mit weit ausholenden Gesten umkreisen die in Rot, Grün und Violett und Rosa gewandeten Damen auf Stelzen Säulen und Menschen, um immer wieder sekundenlang zu Standbildern zu erstarren. Mehr als die farbenfrohen und fantasievollen Gewänder zieht das Tempo – oder vielmehr Nichttempo – in den Bann. Die tänzerischen GebŠrden der Tre fiori magici widersetzen sich sowohl dem emsigen städtischen Takt der Autos als auch dem trägen Vor-sich-hin-Dösen der rund um den See rastenden Passanten. (…)

Stuttgarter Zeitung 25.8.03:Bild1

Entrückter Farbtupfer in der Wandelhalle

Art Tremondo aus Hannover präsentieren ruhige und traumartige Performance Gespannte Erwartung am Samstagnachmittag in der Wandelhalle. Keine Bühne, keine Technik, kaum ein Hinweis auf die Theaterperformance (…) Doch da! In einiger Entfernung tauchen grelle Farbtupfer auf. Am See entlang schreiten, drehen und gleiten drei bunte, traumhafte Wesen auf die Wandelhalle zu. Einige Spaziergänger, die zufällig vorbeikommen, bleiben irritiert stehen, wissen bei diesem Schauspiel nicht recht, ob vor oder zurück. Die Fabelgestalten schmiegen sich aneinander, drehen dann wieder ab, bilden ein stetes Durcheinander. Wenige Meter vor der Wandelhalle kommt das Bild zu Stehen. Die 50 Zuschauer geben ersten Szenenapplaus. Mit großen Augen und offenen Mündern blicken die vielen Kinder wie gebannt auf das farbige Spektakel. (….) Hier geht es nicht um Dramatik, um theatrale Szenen oder gar eine Handlung. Art Tremondo sind Farbtupfer in der kühl-klassischen Wandelhalle. Der Gegenpol zu der reinen nüchternen Architektur des Gebäudes. Spiel der Natur könnte der Untertitel der Performance sein. In grasgrünem Gewand, stets am Boden schreitend, bildet „die Wiese“ immer wieder den Start- und Zielpunkt der beiden anderen Fabelwesen. Auf Stelzen balancierend, immer gen Himmel sich reckend, schwirrt „die Libelle“ in blassen rötlichen Farbtönen um „die Blume“, den Kelch auf dem Kopf, das Blütenzepter in der Hand. So dreht sich und wächst diese Dreisamkeit in und um die Säuelen der Wandelhalle. Die zurückhaltende, sphärische Musik trägt ihren Teil zum traumartigen Charakter des Ganzen bei. Vor allem die Jüngsten unter den Zuschauern sind entzückt, fühlen sich vom rosa Fächer der „Libelle“ berührt, in eine andere Welt, die der Blumen und Bienen, versetzt. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei. So schwerelos erschienen, so schwebend verschwinden die drei Naturwesen wieder.

Kreiszeitung Böblinger Bote 26.8.03:Bild 2